Russlands tiefe Passion für die Literatur nährt sich aus der Erfahrung eines Landes, in dem alles so groß ist, dass jede Wirklichkeit stets episodisch erscheint und voller phantastischer Potentiale bleibt. So ist auch heute, zwei Jahrzehnte nach der Perestroika, kaum auszumachen, ob der Neubau des russischen Hauses kurz vor dem Abschluss steht oder noch gar nicht richtig begonnen hat. Kulturell hat die neue Freiheit ungeheure zentrifugale Kräfte freigesetzt und einen Zustand geschaffen, der je nach Gemütslage als quirliges Ferment oder als totale Entropie erscheinen kann. Unsere Gäste, alle um 1960 geboren, zählen zu den angesehensten Vertretern der Moskauer Literaturszene und repräsentieren ihr Heimatland, das momentan sein ideelles Zentrum verloren hat, gerade in ihrer Vielstimmigkeit. Die Begegnung von mystischem Realismus, sozialer Science-Fiktion, romantischer Kriminalliteratur und metaphysischer Poesie moderiert als Kenner russischer Literatur Andreas Tretner.
Gefördert vom Kulturbüro der Stadt Hannover
Atlas der Literaturen


