Wenn ein jüngerer Autor sein überbordendes Erzähltalent ganz hemmungslos zur Schau stellt, gilt das als durchaus mutig im deutschen Literaturbetrieb. Den hatte Steffen Kopetzky 2002 schon mit seiner grandiosen Schnurre Grand Tour getriezt. Zu viel, zu verspielt, zu eitel hieß es damals verkniffen; das hielt sich allerdings die Waage mit begeisterten Reaktionen: über einen eleganten, gut konstruierten und spannenden Roman, der nebenbei noch zwei Kulturgeschichten lieferte, die der Eisenbahn und die der Uhrmacherkunst. Und nun? Ganz ungeniert hat Kopetzky sich jetzt selbst kopiert: Der letzte Dieb ist wieder ein Kriminal- und Liebesroman, garniert mit kulturhistorischen Einlagen. Diesmal besichtigt Kopetzky die Kunst der Schließtechnik, zusätzlich würzt er seinen Roman mit einer Verschwörungsgeschichte um einen obskuren Nazi-Schatz. Den suchen eine Ex-Stasi-Agentin, der Gönner eines US-Fantasy-Autors, allerhand zwielichtige Zeitgenossen und nicht zuletzt ein Meisterdieb, der langsam erwachsen wird. Beeindruckt fragt Jens Meyer nach dem Schlüssel für Kopetzkys literarischen Spieltrieb.
Atlas der Literaturen


