Ein Roman zum Ungenügen der Sprache: der NSU-Prozess literarisch

Kathrin Röggla (Autorin) | Mo | 2.10.2023 | 20 Uhr | Conti-Foyer

© N. Lakuntza

Eine rassistische Mordserie, jahrelang unaufgeklärt, mitten in Deutschland. Dafür musste das OLG München beim NSU-Prozess die richtigen Worte finden; auch hier galt die Strafprozessordnung: »Ausschließlich derjenige Stoff, der in der Hauptverhandlung mündlich vorgetragen und erörtert wurde, darf Grundlage des Urteils sein.« Also wurden Worte gefunden, 438 Verhandlungstage lang: Leichenpositionsveränderung, Gesichtsdurchschuss, Erstickungskomponenten… Weniger detailliert bzw. gar nicht kam zu Sprache, wie dieser Nazi-Terror möglich war: »Umfeldzeugen« schwiegen, Staatsschützer blieben ohne Aussagegenehmigung. Um das Unfassbare in Worte zu fassen, hat Kathrin Röggla jetzt mit ihrem Roman Laufendes Verfahren einen fruchtbareren Ansatz gewählt: die Literatur. Sie hat dabei auf ihre seit Jahren hochgelobte Sprachkunst gesetzt und im Roman ein literarisches »Wir« zu Wort kommen lassen – uns alle als Zuschauer:innen einer Verhandlung, zu der Salon-Moderator Jens Meyer-Kovac noch jede Menge Fragen hat. Eintritt 12/6 €

Literaturhochhaus