Zur langen Literatur- und Kulturgeschichte eines Fabeltiers

Julia Weitbrecht (Literaturwissenschaftlerin), Bernd Roling (Philologe) | Mo | 3.7.2023 | 20 Uhr | Conti-Foyer

© N. Lakuntza

Die an fantastischen Wesen so reiche antike Mythologie kennt Einhörner erstaunlicherweise nicht. Dafür wussten antike Autoren aber ziemlich genau, wo sie zu finden sind: im fernen Indien nämlich. Klar, wieder am Rand der bekannten Welt. Also ›hic sunt unicornes‹? Jedenfalls war das der Beginn einer steilen Karriere. Im Christentum avancierte das Einhorn zum Symbol Christi. Nur eine reine Jungfrau konnte es zähmen. Auf diese Weise wurde es zum Objekt der Begierde und mit Liebessymbolik und Motiven der Jagd verknüpft. Selbst als der Fake mit dem Narwalhorn aufflog, tat das der Begeisterung keinen Abbruch. Heute ist das Einhorn fester Bestandteil der Pop- und Alltagskultur. Es ist grell und kitschig und an Identitätsdiskurse gekoppelt. Julia Weitbrecht (Uni Köln) und Bernd Roling (Uni Berlin) haben sich dem »Tier, das es nicht gibt« (Rilke) angenommen. Ihr Buch Das Einhorn erzählt die Geschichte einer Faszination von der Antike bis zur Gegenwart. Salon-Moderator Matthias Vogel erkundet mit den beiden – bildgestützt – das scheue Wesen. Eintritt: 10/6 €

Literaturhochhaus