Die O-Töne des Rechts: Black Box NSU

Wiebke Ramm (Journalistin/Psychologin, München), Tanjev Schultz (Publizistin/Journalistik-Professor, Mainz) | Mo | 29.10.2018, 20 Uhr | Conti-Foyer

© K. Tönnies

Mehr als fünf Jahre hat es bis zum Urteil im NSU-Prozess gedauert. Was bleibt nun von diesen 437 Verhandlungstagen? Was bleibt nach zehn Morden, drei Sprengstoffanschlägen und fünfzehn Raubüberfällen? Nach deutscher Strafprozessordnung wäre nichts geblieben; Prozessprotokolle sind hier nicht vorgesehen. Dank »der glücklichen Kombination von journalistischer Sorgfalt und staatsbürgerlichem Verantwortungsbewusstsein« ist es diesmal anders, kommentiert Historiker Norbert Frei in Der NSU-Prozess. Das Protokoll die Arbeit von Wiebke Ramm und Tanjev Schultz. Zusammen mit ihren SZ-Kollegen Annette Ramelsberger und Rainer Stadler haben sie den NSU-Prozess beobachtet und mitgeschrieben. Das Ergebnis liegt jetzt vor: fünf schwere Bände im schwarzen Buchschuber, eine Black Box mit O-Tönen des Rechts. Das passt zu den vielen Fragen, die ungeklärt geblieben sind – trotz Lebenslang für Zschäpe, trotz Aussagen von über 600 Zeugen, trotz 500.000 Aktenseiten. Es sind die Fragen der Opfer und ihrer Vertreter: nach V-Leuten im NSU-Umfeld, nach dem Versagen der Strafverfolgungsbehörden, nach geschredderten Akten und nach Zeugen ohne Erinnerung. Mit Auszügen aus der Dokumentation und mit seinen Gästen geht Salon-Moderator Jens Meyer-Kovac diesen Fragen nach.

Kultur: Wissenschaft