Copenhagenize: Ist die autogerechte Stadt auch menschengerecht?

Jan Gehl (Architekt/Stadtplaner, Kopenhagen) | Mo | 17.12.2018 | 14. Stock Conti-Hochhaus

© D. Hansen

Der SPIEGEL-Titel »Das Wunder von Hannover« von 1959 begeistert sich: Hannover sei »die einzige Stadt der Bundes-republik mit einem System von Stadtautobahnen« und »Wallfahrtsort ganzer Delegationen in- und ausländischer Städtebauer«. 60 Jahre später sagen Architekten wie Daniel Libeskind Sätze wie: »Autos zerstören die Städte«. Heute pilgert man gen Norden; inzwischen wirkt das Wunder in Kopenhagen. In der Metropole, gerne mal zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt, gibt es heute mehr Rad- als Autofahrer. Jan Gehl, einer der bekanntesten und einflussreichsten Stadtplaner der Welt, ist Kind der Stadt und Vater des Wunders. Das auch in Hannover hörbare Schlagwort »Copenhagenize« geht entscheidend auf ihn zurück. Autogerecht, so Gehl, ist nicht menschengerecht; eine menschengerechte Stadt müsse eine Stadt der Fußgänger und Radfahrer sein, mit menschlichem Maß und Begegnungen im öffentlichen Raum. Viel spricht für eine Zukunft ohne Auto, unseren geliebten Platz- und Energieverschwender. Aber wie soll die aussehen? Darf man solche Fragen überhaupt stellen, in diesem Lobbyland der SUVerlässigen Auto(ver)käufer; in unserer autogerechten VW-Stadt, auf dem autoreifen Conti-Campus? Salon-Moderator Joachim Otte versucht’s mal.

In Zukunft