Offenbar höchst erfolgreich und immer auf der richtigen Seite bewegt sich Peter Holtz als titelgebender Held durch Ingo Schulzes neuen Roman: In den 70ern des real existierenden DDR-Sozialismus ist dieser Peter ein Jugendlicher aus dem Waisenhaus, mit Stasi-Kontakten und bedingungslosem Vertrauen in die Weisheit der Partei. Von einer Familie des Ostberliner Bürgertums adoptiert, entwickelt er sich – in den bewegten Wendejahren der späten 80er und als tiefgläubiger Christ – zu einer wichtigen Figur der Opposition. Und im wiedervereinigten Deutschland schließlich finden wir ihn als Multimillionär wieder, mit Porsche, Grundbesitz und dem festen Glauben an die Segnungen von Privateigentum und Marktwirtschaft. Ein Wendehals? Keinesfalls, denn nicht mit List und Tücke hat Ingo Schulze seinen Schelmenroman-Helden ausgestattet – sondern mit Arglosigkeit und Naivität. Damit verfolgt Peter Holtz immer dasselbe Ziel: Glück nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen! Womit ein preisgekrönter, vielübersetzter und politisch deutlich vernehmbarer Autor wie Ingo Schulze seine Ziele verfolgt, fragt Salon-Moderator Jens Meyer-Kovac.
Literaturhochhaus