Über das Leben nach dem Überleben

Kettly Mars (Autorin, Port-au-Prince) ​| Mo | 14.10.2015, 20 Uhr | 14. Stock Conti-Hochhaus

© P. Bartz

Als Schriftstellerin hat Kettly Mars ein Gespür für die historisch-gesellschaftlichen Unterströmungen, die ihr Land beeinflussen. Kolonialismus, Plantagenwirtschaft, eine erfolgreiche Sklavenrevolte samt Unabhängigkeit (die in den nächsten 200 Jahren allerdings stets von außen gestört wurde) – Haiti ist bis heute nicht zur Ruhe gekommen. Im Gegenteil: Das verheerende Erdbeben von 2010 mit 300.000 Toten hat die ohnehin zerrissene Gesellschaft Haitis weiter auseinander gebracht. Diese Katastrophe bildet – nach Vor dem Verdursten (2013) – auch in Kettly Mars’ neuem Roman Je suis vivant den Handlungshintergrund: Alexandre hat als Schizophrener 40 Jahre in der Psychiatrie gelebt. Als die Anstalt nach dem Erdbeben schließt, muss seine Familie ihn wieder aufnehmen – und die eingespielte Hausgemeinschaft und deren Gewissheiten werden erschüttert. Julia Borst, Spezialistin für haitianische Literatur an der Universität Bremen, spricht mit Kettly Mars über ihren Roman – und über die Lesung aus der deutschen Ausgabe Ich bin am Leben, die pünktlich zur Karibik-Tagung vorliegt, die die Romanischen Seminare der Unis Hannover, Bremen und Heidelberg gemeinsam organisieren.

In Kooperation mit der Tagung »Reshaping (g)local dynamics of the Caribbean« und mit der Philosophischen Fakultät der LUH.

Atlas der Literaturen