Wolf im Vielvölkerviertel

Feridun Zaimoglu (Autor, Kiel) ​| Do | 05.11.2015, 20 Uhr | 14. Stock Conti-Hochhaus

© P. Bartz

Kräftezehrend, was Feridun Zaimoglu da schriftstellernd betreibt: sich Roman für Roman seinen Figuren samt Sprache anzuverwandeln. In den 1990ern machte er so aus dem deutsch-türkischen Kanakster-Slang große Literatur (mit Kanak Sprak oder Abschaum) In Leyla (2006) erschrieb er sich die Welt einer jungen Migrantin aus Ostanatolien, in Ruß (2011) den spröden Soziolekt des Ruhrpotts. Diesem »method writing« ist Zaimoglu auch in Siebentürmeviertel treu geblieben. Hier wird aus Sicht von Wolf erzählt, einem Sechsjährigen, der 1939 mit seinem Vater aus Nazideutschland nach Istanbul auswandert und und dort in einer türkischen Familie aufwächst. Deren Arme-Leute-Viertel mit Türken, Griechen, Kurden, Armeniern, Juden und Tschetschenen ist beileibe kein Multi-Kulti-Idyll, sondern ein Bezirk, wo Armut, Aberglaube und archaische Ehrgebote die harten Regeln des Alltags setzen. In der Reihe ›Der Norden liest‹ spricht Christoph Bungartz vom NDR-Kulturjournal mit Zaimoglu, dem wohl passioniertesten unter den deutschen Geschichtenerzählern.

Literaturhochhaus