Das ist doch nicht zum Raushalten!

Juli Zeh (Autorin, Barnewitz) | Do | 6.12.2012, 20 Uhr | Conti-Hochhaus, 14. Etage

Das Blöde an Aussteigern ist ja, dass sie glauben, was Besseres zu sein. Später vergeht diese kaum auszuhaltende Selbstgewissheit meist, sogar bei denen, die ihr Bessersein schon vorher reklamiert  hatten – im bösen, richtigen Leben, wo sie als Konzernvorstand, Fonds-Manager oder Adelsspross alle finanziellen Schäfchen längst ins Trockene geholt haben. Für einen Tauchlehrer wie Sven, Ich-Erzähler in Juli Zehs Roman Nullzeit, passt nichts davon. Eher für seine Kunden: ein reiches Soap-Opera-It-Girl samt Schriftstellerfreund. Die besuchen Sven in seiner über die Jahre zusammengelogenen Aussteiger-Idylle auf Lanzarote. Dort lebt er, um sich rauszuhalten, aus allem. Daraus wird nichts, dank eines perfiden Plans, den Juli Zeh in ihrem Psychothriller erzählerisch raffiniert konstruiert. Sven muss zurück ins Leben, nur: Wie schnell darf wiederauftauchen, wer lange abgetaucht war? Das will Jens Meyer-Kovac von einer Autorin wissen, die sich gesellschaftspolitisch alles andere als raushält – weder in Romanen wie Adler und Engel, Spieltrieb oder Corpus Delicti, noch als meinungsstarke promovierte Juristin.

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