Faschismus als ›Killing Joke‹ in der Popkultur

Ned Beauman (Autor, London) | Mo | 1. 11. 2010 | 20 Uhr | Conti-Hochhaus, 14. Etage

Ned Beauman wird nie langweilig. Er studiert in Cambridge, schreibt Kolumnen über Literatur, Musik und Graphic Novels. Und jetzt dieses Romandebüt: Boxer, Beetle, so der leisere Originaltitel, entfaltet ein Panoptikum von Abstrusitäten, Deformationen und Abscheulich-keiten, zusammengehalten durch die Jagd nach einem Käfer, den ein englischer Eugenik-Forscher in den dreißiger Jahren gezüchtet und in devoter Verehrung auf den Namen »Anophthalmus hitleri« getauft hat und für den heutige Sammler von Nazi-Devotionalien bereit sind, ein Vermögen aufzubieten, notfalls auch einen Auftragskiller. Beaumans detailscharf durchkomponierte Erzählung erscheint an der Oberfläche als übermütige Pulp Fiction eines geistreichen Spinners. Bis man entdeckt, dass gerade die abstrusesten Elemente der Handlung nicht ausgedacht, sondern gründlich recherchierte Tatsachen sind. Wo das Monströse schon aus dem Stoff hervorquillt, wird die Zote zum Befreiungsschlag, bemerkt die Literaturkritikerin Wiebke Porombka. Aus der deutschen Fassung liest Torsten Sense, unvergesslich als Synchronstimme von Agent Dale Cooper in der Serie Twin Peaks.

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