Diesem Gegenstand haftet etwas Museales an. Wessen Bildungs- biografie nach 1968 begann, der konnte Stefan George schadlos ignorieren. Auf der Schublade mit seinem Vermächtnis stand in dicken Lettern: unzeitgemäß, abgestanden, mega out. Zwischen-zeitlich am Nullpunkt der Öffentlichkeit angelangt, bleibt Georges dichterisches Œuvre wohl endgültig versunken, aber sein Lebensbild und seine Wirkung auf die Zeitgenossen erfahren aktuell ein verblüffend reges Interesse. In den durchgehend umfangreichen Studien begegnet man einem mit Sprachgefühl, Sendungsbewusstsein und Bauernschläue ausgestatteten geselligen Egomanen, der zu Lebzeiten einen erheblichen Kultstatus erlangte und noch die klügsten Köpfe elektrisierte. Insbesondere der engere George-Kreis bleibt ein schillerndes Faszinosum, jene esoterisch, kultisch und erotisch aufgeladene Schar von Männern, die sich im Bannkreis des Meisters zur Vorhut eines neuen Reiches erhoben fühlten. Spiegelbildlich haben unsere beiden Gäste diesen Faszinationskomplex nachgezeichnet: Carola Groppe für die Lebenszeit Georges, Ulrich Raulff für das Nachleben des Kreises. Mit zwei profunden George-Kennern besichtigt Eckhard Stasch die Leuchtspur eines kulturellen Kosmos, die vor hundert Jahren in eine deutsche Renaissance des Geistes führen wollte und deren fernes Nachleuchten zwischen Zauber und Schauder oszilliert.
In Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Hannover
Kulturphänomene