Die Studie »Deutsche Zustände« misst einen nervösen Puls

Wilhelm Heitmeyer (Soziologe, Bielefeld) ​| Mo | 13. 12. 2010 | 20 Uhr | Conti-Hochhaus, 14. Etage

© D. Carreno Hansen

Zum Wesen demokratischer Gesellschaften gehört vor allem der Umgang der Mehrheit mit den jeweiligen Minderheiten. Wie gut es um die gelebte gesellschaftlich-solidarische Toleranz wirklich bestellt ist, lässt sich leider schwer erkennen. Da ist es hilfreich, über lange Zeit und auf breiter empirischer Grundlage einer ganzen Nation den soziologischen Puls zu messen. Um dadurch festzustellen, wie besonders in der sogenannten »Mitte der Gesellschaft« über das Zusammenleben in Deutschland nachgedacht wird. Wilhelm Heitmeyer untersucht all das an seinem Bielefelder Institut seit 2002, seither veröffentlicht er die Ergebnisse seiner Langzeitstudie in den Suhrkamp-Bänden Deutsche Zustände. Zuletzt und im Gefolge der Finanz- und Wirtschaftskrise hatten Heitmeyer und sein Team besonders in den Mittelschichten starke Verunsicherungen ausgemacht, die sich in zunehmenden Abgrenzungsbestrebungen zu sozial schwächeren Gruppen äußerten. Glücklicherweise – und im Gegensatz zu anderen Ländern Europas – würden in Deutschland die vorhandenen Ängste, der vielfach konstatierte Schrumpfungs-prozess und die sprichwörtliche Überforderung der Mittelschicht allerdings noch nicht rechts-populistisch abgeschöpft, so Heitmeyer. Ob das so bleiben wird, darüber spricht der Soziologe mit Jens Meyer anhand der jüngsten Zahlen und Befunde für das zu Ende gehende Jahr 2010.

In Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Hannover

Kulturphänomene